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Lohnt sich das finanziell?

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Implementierung von betrieblichen Gesundheitsmanagement- Lohnt sich das finanziell?/ Gibt es einen ökonomischen Nutzen?

Vor der Einführung von betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) stellt sich die Frage, ob sich diese Investition für das Unternehmen lohnt. Ob sich die Einführung lohnt, hängt von der Umsetzung und nachhaltigen Implementierung ab und kann anhand einer Ergebnisevaluation eingeschätzt werden. Eine Ergebnisevaluation misst die Wirkung der Maßnahme, zum Beispiel ob die gesetzten Ziele erreicht wurden oder ob die Beteiligten zufrieden waren. Ergebnisevaluationen können unterschiedlich durchgeführt werden. Eine Methode ist das Heranziehen von Kennzahlen (Pfannstiel und Mehlich 2016). Zur Bewertung des ökonomischen Nutzens einer BGM-Maßnahme eignet sich die Kennzahl „ROI“, diese steht für „Return On Investment“ und gibt Auskunft über das Verhältnis vom Nutzen zum investierten Kapital. Der ROI gibt daher eine Einschätzung, wie viel Geld pro investierten Euro ein Unternehmen langfristig einspart. Ein ROI von 1:10 bedeutet pro jeden investierten Euro, werden 10 Euro eingespart (Kramer et al. 2009).

Bei BGM- Vital werden fünf Bereiche für gesundheitliche Maßnahmen berücksichtigt: Arbeitssicherheit, arbeitsmedizinische Vorsorge, betriebliches Eingliederungsmanagement, betriebliche Gesundheitsförderung und Personalmanagement. Die Einführung verschiedener Maßnahmen in jedem Bereich sollen einen ganzheitlichen gesundheitlichen Effekt erzeugen. Bisher gibt es keine Untersuchungen, welche ökonomischen Effekte bei einer zusammenfassenden Betrachtung erreicht werden können. Untersuchungen zum ökonomischen Nutzen von Gesundheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz beziehen sich vorwiegend auf Maßnahmen, die vom Unternehmen freiwillig implementiert werden können und nicht gesetzlich vorgegeben sind. Es lässt sich auch nicht pauschal feststellen, welche BGM Maßnahme welchen ökonomischen Nutzen birgt. Dies liegt unteranderem daran, dass jedes Unternehmen individuell betrachtet werden muss.

Am weitesten fortgeschritten sind Untersuchungen über die Effekte betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF). Es lässt sich festhalten, dass beispielsweise Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention, wie zum Beispiel Raucherentwöhnung, Alkoholprävention oder Maßnahmen zur Prävention von psychischen Erkrankungen, allgemein einen positiven Effekt auf die Reduzierung von Fehlzeiten und auf die Steigerung der Produktivität haben (Lück et al. 2009). In einer wissenschaftlichen Zusammenfassung der Studienlage von Kreis und Bödecker (2003) wurde die Effekte von betrieblicher Gesundheitsförderung anhand von Kosteneinsparungen festgestellt. Diese schwanken für die Krankheitskosten zwischen einen ROI von 1:2,3 bis 1: 5,9 und für die krankheitsbedingten Fehlzeiten von 1: 1,25 bis 1:10,1. Grundsätzlich werden umfassende gesundheitsfördernde Maßnahmen, die aus mehreren Komponenten bestehen und multifaktoriell aufgebaut sind, mit den meisten Kosteneinsparungen in Verbindung gebracht (Kramer et al. 2009).

Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung können indirekt auf das gesamt betriebliche Gesundheitsmanagement wirken. In einer Untersuchung von Lück et al. (2009) wurden Wirkzusammenhänge anhand von Beispielen guter Praxis in Unternehmen dargestellt. So wurde von Unternehmen, die betriebliche Gesundheitsförderung erfolgreich implementiert haben, beispielsweise eine positive Wechselwirkung mit der Umsetzung von Arbeitsschutzmaßnahmen beobachtet. Diese haben sich ebenfalls langfristig positiv auf die Reduzierung von Personalkosten und somit auf das Personalmanagement ausgewirkt (siehe Abbildung).

Abbildung 1: Wirkzusammenhänge zwischen Arbeitsschutz und Personalkosten (Lück et al. 2009)

Eine Implementierung von Betrieblichen Gesundheitsmanagement kann sich nicht nur finanziell auszahlen, durch beispielsweise einer Reduktion von Fehlzeiten, sondern wirkt auch auf die Mitarbeiter*innenzufriedenheit, Motivation, Unternehmensbindung und führt langfristig zu einer besseren Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

Verwendete und weiterführende Literatur zum Thema:

Badura, Bernhard; Schröder, Helmut; Vetter, Christian (Hg.) (2009): Betriebliches Gesundheitsmanagement: Kosten und Nutzen. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag Berlin Heidelberg (Fehlzeiten-Report, 2008).

Chapman, Larry S. (2003): Meta-Evaluation of Worksite Health Promotion Economic Return Studies. In: Art of Health Promotion Newsletter 6 (6).

Chapman, Larry S. (2012): Meta-evaluation of worksite health promotion economic return studies: 2012 update. In: American journal of health promotion : AJHP 26 (4), TAHP1-TAHP12. DOI: 10.4278/ajhp.26.4.tahp.

Fritz, S.; Richter, P. (2011): Effektivität und Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung. In: Praev Gesundheitsf 6 (2), S. 124–130. DOI: 10.1007/s11553-010-0271-0.

Greiner, Birgit A. (2004): Rezension des Verfahrens “Diagnose gesundheitsförderlicher Arbeit (DigA)“ von Antje Ducki. In: Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie A&O 48 (1), S. 31–35. DOI: 10.1026/0932-4089.48.1.31.

Henke, Rachel M.; Goetzel, Ron Z.; McHugh, Janice; Isaac, Fik (2011): Recent experience in health promotion at Johnson & Johnson: lower health spending, strong return on investment. In: Health affairs (Project Hope) 30 (3), S. 490–499. DOI: 10.1377/hlthaff.2010.0806.

Kaspin, Lisa C.; Gorman, Kathleen M.; Miller, Ross M. (2013): Systematic review of employer-sponsored wellness strategies and their economic and health-related outcomes. In: Population health management 16 (1), S. 14–21. DOI: 10.1089/pop.2012.0006.

Kramer, I.; Sockoll, I.; Bödecker, W. (2009): Die Evidenzbasis für betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention. Eine Synopse des wissenschaftlichen Kenntnisstandes. In: Bernhard Badura, Helmut Schröder und Christian Vetter (Hg.): Betriebliches Gesundheitsmanagement: Kosten und Nutzen. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag Berlin Heidelberg (Fehlzeiten-Report, 2008), S. 77–84.

Kramer, Ina; Bödeker, Wolfgang: Return on Investment im Kontext der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention. Hg. v. Initiative Gesundheit und Arbeit (iga.Report, 16). Online verfügbar unter https://www.iga-info.de/fileadmin/redakteur/Veroeffentlichungen/iga_Reporte/Dokumente/iga-Report_16_Analyse_ROI-Kalkulatoren.pdf, zuletzt geprüft am 21.04.2020.

Kreis, Julia; Bödecker, Wolfgang (2003): Gesundheitlicher und ökonomischer Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung und Prävention. Zusammenstellung der wissenschaftlichen Evidenz. 1. Aufl. Hg. v. BKK Bundesverband, Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften, Berufsgenossenschaftliches Institut Arbeit und Gesundheit (IGA-Report 3).

Lerner, Debra; Rodday, Angie Mae; Cohen, Joshua T.; Rogers, William H. (2013): A systematic review of the evidence concerning the economic impact of employee-focused health promotion and wellness programs. In: Journal of occupational and environmental medicine 55 (2), S. 209–222. DOI: 10.1097/JOM.0b013e3182728d3c.

Lück, P.; Eberle, G.; Bonitz, D. (2009): Der Nutzen des betrieblichen Gesundheitsmanagements aus der Sicht von Unternehmen. In: Bernhard Badura, Helmut Schröder und Christian Vetter (Hg.): Betriebliches Gesundheitsmanagement: Kosten und Nutzen. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag Berlin Heidelberg (Fehlzeiten-Report, 2008), S. 77–84.

McCoy, Kira; Stinson, Kaylan; Scott, Kenneth; Tenney, Liliana; Newman, Lee S. (2014): Health promotion in small business: a systematic review of factors influencing adoption and effectiveness of worksite wellness programs. In: Journal of occupational and environmental medicine 56 (6), S. 579–587. DOI: 10.1097/JOM.0000000000000171.

Pfannstiel, Mario A.; Mehlich, Harald (Hg.) (2016): Betriebliches Gesundheitsmanagement. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.

Techniker Krankenkasse: BGM-Dialog Erfolge sichtbar machen. Kosten-Nutzen und Best Pracitice in BGM- Projekten. Hg. v. Techniker Krankenkasse.

van Dongen, J. M.; Proper, K. I.; van Wier, M. F.; van der Beek, A. J.; Bongers, P. M.; van Mechelen, W.; van Tulder, M. W. (2011): Systematic review on the financial return of worksite health promotion programmes aimed at improving nutrition and/or increasing physical activity. In: Obesity reviews : an official journal of the International Association for the Study of Obesity 12 (12), S. 1031–1049. DOI: 10.1111/j.1467-789X.2011.00925.x.

Walter, U.; Plaumann, M.; Dubben, S.; Nöcker, G.; Kliche, T. (2011): Gesundheitsökonomische Evaluationen in der Prävention und Gesundheitsförderung. In: Prävention und Gesundheitsförderung 6 (2), S. 94–101. DOI: 10.1007/s11553-010-0285-7.

Wetzstein, Annekathrin (2016): Evaluation von Betrieblichem Gesundheitsmanagement. In: Mario A. Pfannstiel und Harald Mehlich (Hg.): Betriebliches Gesundheitsmanagement: Konzepte, Maßnahmen, Evaluation. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 371–381.

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